Donnerstag, 31. März 2016

Das Fischerdörfl


Ein 'vergessenes' Dorf


Fischerhaus im ehemaligen Fischerdörfl im Schloßpark Laxenburg
Das „Fischerdörfl“ ist einer der ‚vergessenen‘ Plätze im Schloßpark Laxenburg. Nur wenige Besucher verirren sich dort hin, obwohl gerade diese Stelle zu den besonders romantischen Platzerl‘n im Park zu zählen ist. Ich geb‘s ja zu, ein Fischerdorf ist dort auch wirklich nicht zu sehen, auch kein Fischerdörfl, nicht einmal eine einfache Fischerhütte.

An einer Stelle, gleich unterhalb der nach diesen ‚Fischerdörfl‘ benannten Brücke, zweigt vom Forstmeisterkanal ein Wasserlauf ab, der sich danach in drei Arme teilt. Über Felsbrocken ergießen sich munter zwei der Bächlein in verträumte, natürlich künstlich angelegte Wasserfälle. Der Platz sieht einfach nur romantisch aus!







Um zu den kleinen Brücken zu kommen, die erst vor wenigen Jahren wieder neu errichtet wurden, muß man allerdings zuerst über die ‚grüne Wiese‘ latschen, denn ein befestigter Weg existiert nicht. Nach Überqueren der ersten Brücke kann man über eine weitere Brücke zu den Felsen und bis zum Forstmeisterkanal gelangen.

Im Gegensatz zur Gegenwart war dieser Platz zur Zeit der Jahrhundertwende (vom 18. zum 19. Jahrhundert) jedenfalls ein oft und vielbesuchter Ort.
 
Diese „Abzweigung“ vom Kanal war selbstverständlich nicht naturgegeben. Sie wurde genau geplant, denn an dieser Stelle sollte ein „Fischerdörfchen“ entstehen. Die Idee dazu wird der zweiten Gattin Kaiser Franz II./ I., der ideenreichen Kaiserin Marie Therese zugeschrieben. Entstanden ist dieses Fischerdörfl 1798. In einem Dokument im Haus- Hof- und Staatsarchiv (HHStA, SHLB, Fasz. 1, Nr 3/1798, 29. März 1798) kann man lesen:

„… In der Gegend des großen Kanals, alwo Ihre Majestäten zu fischen pflegen, eine Paraque zum Unterstand für die allerhöchsten Herrschaften, ein paar kleinere zu Retiraden, dann eine zur Unterbringung der Fischerey-Gerätschaften und eine für die Fischerknechte nach dem von Seiner Majestät benehmigten Plane errichtet.“

Johann Pezzl hat in seinem 1807 erschienenen Buch „Die Umgebung Wiens, als zweyter Theil der Beschreibung von Wien.“ diese Anlage recht genau beschrieben:

„Es enthält einen Fischertempel, zwey etwas größere und in einiger Entfernung, unter Gebüschen, mehrere kleine Hütten. Der ländliche und ärmliche Tempel besteht aus einer mit Rohr bedeckten Kuppel, die auf acht ganz natürlichen Baumstrünken ruht; die Verzierung desselben besteht aus mehreren zum Fischfange nöthigen Geräthschaften, als da sind: Fischreusen, Garne, bemahlte Ruderstangen u.s.w. Die Stelle des Opfertisches versieht eine bedeckte Wasserkuffe. Das größere Fischerhaus enthält ein sehr niedliches verziertes Zimmer, auf dessen Tisch die ganze Anlage dieses Fischerdörfchens in Miniatur abgebildet ist. Die Fensterladen sind mit Karrikaturen von niedrigen Leidenschaften bemahlt. Vor dem Haus hangen an Bäumen verschiedene zur Fischerey gehörige Werkzeuge. Das kleine Fischerhaus hat ebenfalls ländliche Verzierungen, und inwendig eine bequeme Ottomane.“

Johann Pezzl erwähnte lediglich die Malereien auf den Fensterläden des Fischertempels. Franz de Paula Gaheis interpretiert in seiner Beschreibung dieses Fischerdörfchens (zu lesen in „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“, Wien 1807) sogar die möglichen Bedeutungen dieser „Carricaturen“:

 „Von außen stellen die offenen Fensterbalken gemahlte Bilder, und diese Carricaturen vor, welche vermuthlich die niedrigen Leidenschaften: Betrunkenheit, Trägheit, Zanksuchet, Neid, Hoffart, uns so weit. Anzeigen.“

Außerdem erwähnt und beschreibt Gaheis recht genau den originellen Luster, der in diesem Fischerhaus gehangen hat:

 „Der Hängeleuchter ist eine gläserne Halbkugel mit Wasser, worin sich lebende Fische aufhalten.“

Sabine J. S. Bardenhofer-Paul geht in ihrer an der Uni Wien eingereichten Diplomarbeit „A Museum, wo a gaunzes Dorf ausgstöllt is!“ näher auf das Tischchen ein und interpretiert die dargestellten Objekte auf der Tischplatte:

„Auf der von Pezzl im Jahr 1807 zitierten Tischplatte kann man auch heute noch das Fischerdörfel in einer Zeichnung Maria Theresia II. sehen: Vorne rechts ist das Theresienlusthaus im heute noch bestehenden Eichenkreis zu sehen. Der Pavillon auf der Lichtung links dürfte der Fischertempel sein, am Bildrand links sind dachförmige Hütten, vermutlich die so genannten Fischerbaracken, zu erkennen.“

Das mehrfach erwähnte Tischchen aus dem Fischerhaus ist bis heute erhalten geblieben. Es befindet sich im Hofmobiliendepot (Möbel Museum Wien) im 7. Wiener Gemeindebezirk. Das inzwischen schon sehr restaurationsbedürftige Tischchen hat dort einen eher kümmerlichen Platz im sogenannten „Laxenburgzimmer“ bekommen, wo auch andere Möbelstücke aus dem Schloß Laxenburg und der Franzensburg bewundert werden können.





Kaiserin Marie Therese soll sich gerne im Fischerdörfl aufgehalten haben, um selbst zu fischen. Ein Brief vom 22. September 1806 an ihren Gemahl scheint das auch zu beweisen:

 „Gestern bin ich mit Louise spazieren gegangen, fischen und war so glücklich ein Perschling von ½ Pf. und ein Weißfisch von ¾ Pf. zu fangen: im Canal wo es sehr große Fische giebt. Von da gingen wir in das Fischerdörfl und gegen dem Ritterschloß, und waren viele Leute herauß. ...“

(HHStA, FA Sammelbände 41,Maria Therese an Franz II., Laxenburg, 24. September 1806, Fol. 27)

Und so kommt man zum „Fischerdörfl“     Weglänge ~ 900 Meter

Dianatempel in Laxenburg


Der Dianatempel


Dianatempel im Schloßpark Laxenburg
 
 
Die Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft (SLBG) schreibt in ihrer Heimseite:
 
„Von der Mitte des grünen Lusthauses gibt es wunderschöne Ausblicke in alle Richtungen, denn die Sichtachsen reichen weit über den Waldstern, den angrenzenden Alleestern und die Englische Anlage mit dem Concordiatempel in die freie Landschaft hinaus. In früheren Zeiten war sogar die Sicht auf die Kirche von Mödling ebenfalls sehr geschätzt. Heute kann man durch diese Achsen herrliche Ausblicke in den Schlosspark erleben und gerade dieses einzigartige Ambiente macht das grüne Lusthaus zu einem beliebten Treffpunkt.“
 
 Nun, Freunde bei der SLBG, ich widerspreche euch ja nur ungerne aber... Also der Waldstern mit den acht Schneisen die vom Dianatempel (Grünes Lusthaus) ausgehen der existiert schon noch, aber von herrlichen Ausblicken in den Schloßpark zu erzählen, das ist wohl sehr stark übertrieben.
 
Neben dem „Palamaygang“ ist der auf Kaiserin Maria Theresia zurückgehende, barocke, historische „Waldstern“ sicher eines der ältesten Elemente in der Formung des Schloßparks in Laxenburg. Wie sein Name es sagt, es ist ein Waldgebiet das südlich an das „Alte Schloß“ anschließt. Es wird vom ‚Triestingkanal‘ durchflossen, der auch ‚Laxenburgkanal‘ genannt wird, in Münchendorf von der Triesting abzweigt und neben der L154, der Münchendorfer-Straße, nach Laxenburg führt. Einst, vor der Regulierung der Schwechat war das aber der Hauptarm der Schwechat.
 
Blickt man Richtung Norden, so wird der Waldstern links vom ‚Palamaygang‘ und rechts von der sogenannten ‚Münchendorfer-Achse‘ (das war früher eine Sichtverbindung vom Kirchturm in Laxenburg zum Kirchturm in Münchendorf) begrenzt. Nicht zufällig liegen auf dieser Achse auch die ‚Löwenbrücke‘ und die ‚Fischerdörflbrücke‘. Die Mittelachse bietet heute noch, über den Forstmeisterkanal hinweg, eine Sichtverbindung zum ‚Concordiatempel‘.

 
 
Ausschnitt aus Josephinische Landesaufnahme
 
 
Auf obiger Karte aus dem Jahre 1790 ist dieser Teil des Schloßparks sehr gut dargestellt. Deutlich erkennt man die drei parallelen Schneisen, die damals noch weit über den auf diesen Abschnitt bereits begradigten Falckner-Looben hinausreichten.  
 
Der Falckner-Looben (einst ein Seitenarm der Schwechat) ist inzwischen vollständig begradigt und hat einen neuen Namen bekommen: Forstmeisterkanal. Vom Regulierungswehr (in der Nähe des Parkeingangs beim Restaurant „Flieger & Flieger“) bis zur Einmündung in den Schloßteich ist er ziemlich genau 1700 Meter lang.
 
Auch die kreuzenden Achsen, in deren Zentrum der Dianatempel steht, sind deutlich zu erkennen, wobei die „Mittelachse“ beim Dianatempel damals offensichtlich noch nicht existiert hat.
 
Heute sieht dieses Gebiet des Schloßparkes (aus der Sicht von Google Earth) etwa so aus:

 



  
Der relativ einfachste Zugang zum Dianatempel befindet sich südlich des Alten Schlosses durch eine der Waldsternachsen, die etwa auf Höhe des Eiskellers schräg nach links abzweigt. Von Laub, Astwerk und (worum auch immer) neu gesetzten Bäumen etwas verdeckt, kann man in der Ferne die Silhouette dieses Bauwerks bereits erkennen. Je näher man an das Objekt herankommt, um so deutlicher erkennt man die markanten Konturen dieses Lusthauses und die zarte, fast schon filigran wirkende Treillage der Wände (Gitterkonstruktion aus Holz, als Rankhilfe für Pflanzen gedacht, oft aber auch nur zur Staffage). Die recht schmale Allee weitet sich merklich und schließlich sieht man dieses attraktive Gebäude in seinem vollen Ebenmaß inmitten eines großen Rasenplatzes. Von außen sind sie bestenfalls zu erahnen. Erst wenn man im Inneren des Grünen Lusthauses steht merkt man, daß in jeder Verlängerung der acht „Tore“ gerade Wege durch den rundum dichten Baumbestand führen. Heute endet der freie Blick in diese ausgehauenen Wege schon bald. Doch in nahezu allen Parkbeschreibungen zu Beginn des 19. Jahrhundert werden diese Schneisen noch als reizvolle Sichtachsen mit besonders bemerkenswerten Aussichten gelobt. So schreibt zum Beispiel Gaheis (Franz de Paula Gaheis; „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“) 1801 über das grüne Lusthaus:
 
Die leichte Bauart desselben, das zwischen Hellgrün schimmernde Gold in den Blumentöpfen, und die freye Durchsicht von allen Seiten geben ihm ein ungemein heiteres und freundliches Ansehen. Es bildet einen Stern mit acht der schönsten Aussichten.... „
 
Das Grüne Lusthaus, der Dianatempel, stammt aus der Zeit Kaiserin Maria Theresias. Die Pläne stammen von Jean Pierre Beaulieu und erbaut wurde es (lt. Ivanova Evgenia, „Speisesaaltrakt und Dianatempel in Laxenburg“, Diplomarbeit an der Universität Wien) vom Gartenarchitekten Jean Baptiste Brequin de Demenge etwa um das Jahr 1755.
 
In seinem Buch „Der Schlosspark Laxenburg“ nennt Géza Hajós die Zeit um 1760 als Entstehungsjahr. Doch ob nun 1755 oder erst 1760 erbaut spielt für mich keine große Rolle. Sehr oft besuche ich auf meinen Wanderungen durch den Schloßpark dieses Lusthaus und bin immer wieder erstaunt darüber, in welch überraschend gutem Zustand sich dieser alte Pavillon befindet. Man muß doch bedenken, daß er überwiegend aus Holz gebaut ist und  jahrein jahraus, ungeschützt der Witterung ausgesetzt, im Freien steht. Die bereits zitierte Autorin Ivanova Evgenia schreibt in ihrer Diplomarbeit (November 1997) darüber:
 
 „Sehr beeindruckend ist der gute Erhaltungszustand des Tempels und der Deckenmalerei. Die ersten Restaurierungen und Erneuerungsarbeiten an der Teillagewand wurden in den sechziger Jahren durchgeführt. Auf einem Foto von 1961, der Zeit vor der Restaurierung, sind noch die fehlenden Holzteile sichtbar. Auch fehlen einige Vasen am Dach, die möglicherweise im Zuge der Arbeiten abgenommen wurden. Der Tempel ist heute vollständig renoviert und ergibt eine glaubwürdige Antwort auf die Frage nach dem ursprünglichen Erscheinungsbild.“
 
Bei allem Respekt, aber so ganz glaube ich einfach nicht, daß Holz, wenn auch immer wieder frisch lackiert, 250 Jahre in „freier Wildbahn“ überdauert. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die Franzosen, als sie als siegreiche Krieger zu Beginn des 19. Jahrhunderts auch im Park von Laxenburg große Schäden angerichtet haben, ausgerechnet diesen Pavillon verschont haben sollten. Géza Hajós zitiert in seinem bereits erwähnten Buch:
 
„Im Jänner 1811 wurde mit der Reparatur der durch die Franzosen beschädigten Lusthäuser, Schaukelmaschinen, Kegelbahnen et cetera in der Praterpartie auf ah. Befehl bereits begonnen...“
 
Die erwähnte Praterpartie ist schließlich nur wenige Schritte vom Grünen Lusthaus entfernt und ausgerechnet dieses so markante Lusthaus, im Schnittpunkt von acht Alleen und somit deutlich sichtbar, sollten die Soldaten Napoleons übersehen und/oder verschont haben?
 
Natürlich würde es mich interessieren, ob, und wenn ja, wieviel von dem Holz noch im Original vorhanden ist, das die Kaiserin Maria Theresia schon gesehen hat. Angeblich war dieses grüne Lusthaus ein Lieblingsplatz der Kaiserin, die dort auch gerne Karten gespielt haben soll. Quirin Ritter von Leitner weiß in seiner „Monographie des Kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg“ (Wien, 1878) darüber zu berichten:
 
„Vor der Zeit des siebenjährigen Krieges wurde häufig in Laxenburg Pharao gespielt, 1754 kam das Reversis und das alte Lansquenet wieder in die Mode. Der Kaiser machte gerne nach Tisch seine Partie, und die Gesellschaft versammelte sich dazu im grünen Lusthause. Oefters gab der Kaiser die Bank, meist Quinquin Esterhazy oder St. Julien. Maria Theresia hatte in früherer Zeit sehr gerne gespielt; sie hatte auch ein besonderes Glück im Spiele. Nach dem Tode des Kaisers Franz Stephan hörte das Spiel, das seit Leopold I. in der Mode war, ganz auf.“
 
Wem es interessiert warum dieser „in grün und weiß und gold bemalte Pavillon früher als „Dianatempel“ bezeichnet wurde, der braucht nur einen Blick auf das Decken-Fresko des Pavillons zu werfen. Dann ist alles klar. Oder?

 


 

 
Das Rundbild zeigt eine Episode aus der griechischen Mythologie. Genauer gesagt, es geht um den Trojanischen Krieg. Die ganze Geschichte ist ziemlich verwickelt und reichlich kompliziert, dazu spielen derart viele Personen mit, daß man glauben möchte halb Hellas wird namentlich erwähnt. Also erlaubt mir bitte die auf dem Fresko dargestellte Episode mit meinen eigenen Worten zu beschreiben.
 
Also: Der auf dem Deckenfresko dargestellte, mit Pfeil und Bogen bewaffnete Haudegen, ein gewisser Herr Agamemnon, der hat dereinst, ob aus Hunger oder reiner Jagdlust kann ich nicht sagen, eine „Hindin“, also eine Hirschkuh erlegt.
 

 

Zu seinem Pech war die erlegte Hirschkuh aber just das Lieblingstier der Göttin Diana. Frau Diana, im Olymp für Land- und Forstwirtschaft zuständig, hat das mitbekommen und war, wie nicht anders zu erwarten, stinksauer auf den Agamemnon. Sie geriet in Rage und ließ augenblicklich einspannen. Wild gestikulierend und mit wallendem Gewand fuhr sie in ihrem von zwei Hirschen gezogenen Streitwagen aus den Wolken des Olymps zur Erde hinunter, um diesen niederträchtigen Agamemnon gehörig die Leviten zu lesen.



 

Der aber, anstatt das Confiteor aufzusagen und laut und vernehmlich „mea culpa, mea maxima culpa“ (natürlich auf altgriechisch) zu rufen wurde auch noch pampig! Ich weiß nicht mit welchen Worten, jedenfalls soll er die Treffsicherheit der Frau Jagdgöttin angezweifelt haben und darum hätte halt er, als der besserer Schütze, das Viech erlegen müssen. Ein typischer Macho-Spruch halt. Na, jetzt war die Dame aber erst so richtig sauer! Die gute Frau konnte sich vor Wut überhaupt nicht mehr einkriegen und überredete zuerst einmal ihren Götter-Kollegen Aiolos, das ist der Kerl, der im Olymp unter anderem für die Windenergie zuständig war, die vier Winde einzusperren.

 



 
Den Wunsch hat ihr der Kollege Aiolos prompt erfüllt und der auf einem Felsen sitzende, etwas verschlafen wirkende Herr Neptun hat aufgepaßt, daß es sein Kumpel auch richtigmacht.

 

 


Welch Wunder, kaum waren die Winde hinter einem massiven Steintor eingesperrt herrschte, absolute Windstille und Herr Agamemnon, samt Schiffen und hellenischen Kumpanen, saß vorerst in Aulis fest, weil er ohne Wind schließlich nicht weitersegeln konnte.
 
Das ist es, im Großen und Ganzen, was auf diesem Fresko zu sehen ist.
 
Natürlich ist die Geschichte noch weitergegangen. Lediglich einen Krieg zu verhindern und damit dem Agamemnon einen möglichen Sieg nicht zu gönnen war der Frau Diana nicht der Rache genug. So ist dann auch noch ein Töchterl vom Agamemnon, die Iphigenie, in‘s Spiel gekommen. Die wirklich grausame Diana hat verlangt, daß der Agamemnon seine Tochter opfern, also eigenhändig töten muß. Der hat das natürlich zuerst nicht wollen, bis dann ein gewisser Calchas, der war bei den Griechen offiziell sowas wie ein militärischer Hellseher, Wahrsager, oder Einflüsterer (sozusagen ein Lobbyist der Antike), dem Agamemnon verklickert hat, daß die Winde erst wieder freigelassen werden, wenn er … Na ja!
 
Es gibt zwei Versionen. Die eine endet tragisch: das Iphigenerl muß d’ran glauben. Die zweite find ich persönlich weit netter: Diana soll Iphigenie im letzten Moment begnadigt, und sie als Priesterin in Aulis behalten haben.
 
Ob bei diesen Grazien im Rundbild auch die Iphigenie dabei ist? Ich weiß es nicht.

 



 
Jedenfalls, der Aiolos hat daraufhin wahrscheinlich gemeint es sei genug der Rache und hat die Winde wieder freigelassen. Jedenfalls war der Agamemnon (wie immer das auch mit seiner Tochter gelaufen ist) glücklich und zufrieden wieder Wind um die Nase zu spüren, seine Flotte konnte endlich Segel setzten und die Fahrt in den trojanischen Krieg fortsetzen.
 
Gemalt hat dieses Fresko Vinzenz Fischer im Jahre 1766. In ihrer Diplomarbeit schreibt die Autorin Ivanova Evgenia unter anderem über dieses Fresko:
 
„Heute ist das Deckengemälde bis auf kleine Ergänzungen im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Nach einer Erkundigung beim Bundsdenkmalamt wurde klar, daß die Restaurierungsarbeiten im Dianentempel am Treillagepavillon und am Deckenfresko nach 1961 durchgeführt worden sind. Auf einigen Fotos des Bundesdenkmal-amtes von 6/1961 kann man noch einige Details des ursprünglichen Zustands vor den Restaurierungsarbeiten sehen.“
 
Übrigens: Im Jahr 2015 wurde das inzwischen schon etwas „mitgenommene“ Fresko im Auftrag des Bundesdenkmalamts neuerlich restauriert.
 
Die beschaulichen Ausblicke über die häufig erwähnten Sichtachsen, zum Beispiel auf die Mödlinger Kirche, auf die „Gebirge“ im Westen (womit der nicht sehr ferne Schneeberg gemeint war), bis hinunter nach dem Turm der Kirche von „Minkendorf“ (Münchendorf) konnte man früher, von einem netten Sitzplatz in der Mitte des Dianatempels richtig genießen. Eine prächtige Rundbank soll das gewesen sein, die bis zur Zwischenkriegszeit, so wird berichtet, im Zentrum des Gartenhauses gestanden hat. Bei Anton Steiner („Laxenburg mit dem k.k. Lustschloß und den Parkanlagen“) kann man, 1903 in Wien geschrieben, folgendes lesen:
 
"In der Mitte dieses achteckigen Grillagepavillons ladet eine Bank zum Sitzen ein. Eine dieser Alleen gewährt einen herrlichen Ausblick auf Mödling und die Gebirge, welcher Ausblick besonders reizend in den Vormittagsstunden ist, wo die auffallenden Sonnenstrahlen das Landschaftsbild deutlicher hervortreten lassen."
 
So lange ich diesen Park schon besuchte, war der Pavillon allerdings leer. Da stand keine Bank in seiner Mitte, die zum Ausruhen einladen würde. Zumindest nichts, was auch nur annähernd an eine „Rundbank“ erinnern könnte. Noch am 26. August 2002 war das so. Dann, einen Tag später, am 27. August, sah ich vom Concordiatempel aus Richtung Norden die einzige noch einigermaßen erhaltene Sichtachse zum Dianatempel hinauf.
 
Ich erkannte ein eigenartiges „Hindernis“ in dem Lusthaus. Zuerst dachte ich, einige Besucher würden dort in einer Gruppe beisammenstehen. Etwas später, als ich vom Karolinenhain kommend in einer anderen Sichtachse noch einmal zum grünen Lusthaus hinübersah, stand diese „Gruppe“ von Besuchern anscheinend immer noch dort. Das war natürlich sehr unwahrscheinlich und neugierig geworden ging ich die paar Schritte zum Lusthaus hinüber.
 
Ich traute kaum meinen Augen. Sie war wieder da! Diese oftmals erwähnte Rundbank inmitten des Dianatempels war wieder vorhanden. Zwar nicht rund, sondern achteckig wie ihr Vorbild, und ebenso wie der Pavillon in grün und weiß bemalt. Der (unerwähnte) Tischler, der diese Rundbank hergestellt hat, dem gebührt meinerseits ein riesengroßes Lob. Ebenso demjenigen, der die Idee zur Wiederherstellung gehabt, und auch den Auftrag dazu erteilt hat.

 


 
 
Leider dauerte das Vergnügen auf einer wohl dem historischen Vorbild nachgebauten Bank zu sitzen nicht sehr lange. Schon wenige Wochen später war die Bank wieder verschwunden. Vandalismus war, nach Aussage eines Aufsichtsbeamten der Betriebsgesellschaft, der Grund für die Entfernung der Bank. Schade!
 
Inzwischen hat sich die SLBG offensichtlich dazu entschlossen diese Rundbank zumindest in den Wintermonaten auszustellen. Ob das so bleibt?
 
 
Und dort könnt ihr ihn finden, den Dianatempel 

 

 


Montag, 28. März 2016

Concordiatempel im Schloßpark Laxenburg

Tempel der Eintracht

 


 
Concordiatempel



Templum Concordiae, das steht als Name auf dem Fries des auf acht korinthischen Säulen ruhenden Rundtempels den Kaiser Franz II./I., zur Zeit der Erbauung und Einweihung eigentlich Kaiser Franz II., in seinem Schloßpark Laxenburg errichten ließ. Concordia, so wird die Göttin der Eintracht in der römischen Mythologie bezeichnet. Und als Symbol der Eintracht seiner Völker wollte der Kaiser dieses Bauwerk auch verstanden wissen. Wie die Geschichte bewiesen hat, ist diese Eintracht allerdings nur ein frommer Wunsch geblieben.
 
1795 hat ihn Kaiser Franz II auch selbst feierlich eingeweiht. Der Concordiatempel steht auf einem aus drei Stufen bestehenden Podest. Er ist ein offener Rundbau, der keinen geschlossenen Innenraum umgibt und sowas nennt die Architektur gewöhnlich einen Monopteros. Seine acht Säulen tragen eine mit Kupfer gedeckte und innen reichverzierte Kuppel. Der Fries am Rande der Kuppel trägt in jeder der vier Himmelsrichtungen eine Inschrift.  Zum einen den Namen des Gebäudes: "Templum Concordiae“. Dann die Initialen des Bauherrn, also „F.II.“ (für Kaiser Franz II./I.) und „M.T.“ (für Maria Therese, die (zweite) Gattin des Kaisers). Und letztendlich hat sich auch der Architekt verewigt: Die Buchstaben des Erbauungsjahres „MDCCLXXXXV“ (1795) hat er in einer verzierten Rosette in Stein gehauen, und die Buchstaben "C.G.A.M." die Initialen seines Namens: Cavaliere Guiseppe Alessandro Moretti.



Tempelname, Monarchen, Erbauungsjahr Concordiatempel  (Franz K. Prancz )


Das Inneren der Kuppel ist mit einer reich gegliederten Stukkatur Arbeit versehen, die der Bildhauer M. Köhler gefertigt hat.


Innenansicht der Kuppel


Die „Bauleitung“, Hofgärtner Mayer, war offensichtlich mit dem vom Architekten Moretti geforderten Preis nicht so richtig einverstanden.

In einem Dokument im Haus- Hof und Staatsarchiv kann man nachlesen:

„Euer Majestät haben mir des Cavaliere Allesandro Moretti Plan zu einem in Lachsenburg um die Summe von 12000 fl. (Gulden) zu erbauenden Tempel zuzustellen geruhet. Obschon diesem Plane kein oedentlicher Uiberschlag beilieget und sich also die Verhältnißmässigkeit der angetragenen Beköstigung nicht genau beurtheilen läßt, so scheint doch überhaupt die Summe von 12000 fl. überspannt und mehr ein Pauschalquantum, als ein berechneter Beköstigungs-Beitrag zu seyn.
Ich halte es daher für meine Pflicht, mich allerunterthänigst anzufragen, ob Euer Majestät den gedachten Betrag dem Moretti schon gänzlich zu bewilligen und zuzusagen geruhten oder ob ich von demselben einen genaueren Uiberschlag abfordern und darüber die weitere Behandlung mit ihm vornehmen soll?
Da übrigens ein Dritteil der Beköstigungs-Summe, nach des Moretti Erklärung, im Voraus bezahlt werden soll, so dürfte es allerdings nöthig seyn, denselben zur Stellung einer hinlänglichen diesfälligen Bürgschaft zu verhalten, welches ich zu thun nach Erhaltung der allerhöchsten Genehmigung nicht außer Acht lassen werde.    Mayer.“

Kurz und bündig antwortete seine Majestät:

„Wegen Erbauung dieses Tempels haben Sie einen genauen Uiberschlag von dem Moretti abzufordern, mit ihm hierüber in weitere Behandlung zu tretten und einen ordentlichen Kontrackt anzustoßen: Mir aber noch vorher die dießfällige Anzeige zu machen.   Franz.“

(HHStA, GDPFF, Ältere Reihe, Fasz. Blau 4, Konvolut Laxenburg – Vösendorf; 30. April 1795, fol 7)

Nicht allen damaligen Zeitgenossen hat dieser Bau uneingeschränkt gefallen. So schreibt zum Beispiel Franz de Paula Gaheis 1801 über den Tempel der Eintracht, wobei ihm allerdings zwei kleine Fehler unterlaufen sind, folgendes:
Je mehr man sich demselben nähert, desto mehr entwickelt sich sein prächtiger Styl. Acht corinthische auf drey Stufen erhobene Säulen tragen eine Kuppel, welche mit herrlicher Stukaturarbeit geschmackvoll ausgearbeitet ist. Das Architav schien uns beym ersten Anblick zu prächtig. Allein die Vorstellung, daß die Eintracht die Mutter des Überflusses und der Pracht ist, rechtfertigt den Architecten bis zur Verwunderung. Wenn der Künstler nicht etwa auf künftige Wirkung der noch jungen Baumpflanzug umher schon jetzt gerechnet hat, so laßt sich das Freye dieses Tempels in Absicht auf Licht und Sonne nicht entschuldigen. Auch schien uns der obere Umfang der Säulen im Verhältnis zu ihrem größten Duchmesser etwas zu groß zu seyn. Doch das sind Kleinigkeiten. Im Ganzen ist es ein Prachtstück der Architectur, nicht zu schwer für einen Lustpark, angemessen der Gottheit, welcher es geweiht ist, und der Erhabenheit des diese Gottheit verehrenden Monarchen Franz 1., welcher mit eigener höchster Hand den Grundstein dazu legte. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet: Templum Concordiae. Zu beyden Seiten sind durch die Buchstaben F.II und M.T. die Nahmen Ihrer kaiserlichen Majestäten, und auf der Rückseite durch: MDCCLXXXV.  C.C.M.  das Jahr der Errichtung (1785) (1) und der Name des Architecten: C.C. Muretti (2) bezeichnet. Die zierliche Stukaturarbeit ist von M. Köhler.

(1)   Das ist ein Fehler. Die Jahreszahl lautet richtig MDCCLXXXXV entspricht also 1795.
(2)   Auch das ist falsch. Richtig lauten die Buchstaben C.G.A.M.

Uneingeschränkt zufrieden mit der Gesamterscheinung des Bauwerks war Franz de Paula Gaheis offensichtlich nicht.

Weit bemerkenswerter ist aber, daß die „technische Abnahme“ noch im Erbauungsjahr 1795 zur Bauausführung eine Reihe von Fehlern und Mängel zu bekritteln hatte. Herr Ferdinand von Hohenberg, k.k. Hofarchitekt und Direktor der Baukunst an der k.k. Akademie bildender Künste, und Herr Andreas Fischer, k.k. Ober Baudirektions Oberarchitekt und Professor der Baukunst beschrieben es folgend:

„Vermöge des hierüber bestehenden Kontrackts solle dieser Tempel nach seiner Vollendung untersuchet und erhoben werden, ob alles nach den eingegangenen Verbindungen entsprechend hergestellt sey und da die Unterzeichneten von einer Wohl Lobl. k.k. Familienherrschaften Direction hiezu verordnet und bestimmt wurden, so haben sie sowohl die eingelegten Pläne als den darauf sich gründenden Kontrackt mit den herstellten Tempel Bau selbst verglichen, letzteren in ganzen und seinen Theilen ausgemessen und folgendes zu bemerken gefunden:

ad 1mum  Stimmen die beyden eingelegten Pläne unter sich nicht überein, denn jener von der Facciade oder des Haupt-Risses ist nach seinen Durchmesser um 5 Schuh und in seinen Umfang um 15 Schuh größer als der Grundriß, keiner von beyden aber hat das Maß, welches in den darauf sich fründenden Kontrackt bedungen ist. Jener Durchmesser, welche die Säulen und mithin die Massa des Tempels, die dem Auge begegnet, einschlüsset, ist in dem Contrackt auf 25 Schuh festgesetzt, mithin würde sein Umkreis nach dem physischen Masse ungefähr 75 Schuh betragen. Der Durchmesser des Aufrisses von der Facciade ist 28 und der Umkreis davon 84 Schuh. Jener des Tempels selbst aber nur 23 und sein Umkreis 69 Schuh, mithin ist der wirklich gebaute Tempel in Durchmesser gegen den Kontrakt um 2 und im Umfang um 6 Schuh kleiner, bey dem Aufriß aber die Breite um 5 und der Umkreis um 15 Schuh gegen diesen unterschieden.
  
2do  Sind die korinthischen Säulen um 2 Schuh niederer als im Riß und als sie von denen Antiquen festgesetzet durch länger als 2000 Jahre von allen Künstlern als die unverbesserlichste Proportion gehalten wurde, hiedurch ist also auch der Tempel um vieles niederer als im Contrackte versprochen worden, welches vermuthlich daher rühren mag, daß weil dem Tempel etwas in der Breite abgebrochen wurde, die Höhe noch mehr gegen die Proportion ausgefallen wäre, die itzt noch zu dieser Breite aufs höchste ist.
 
3tio  Ist das Kupferdach von gar übler Beschaffenheit, die Blech-Tafeln sind von der geringsten Gattung und überdieß allenthalben mit Zwickeln oder kleinen dreyekichsten Stücken ausgeflüket, welches um so leichter hätte gut und dauerhafter hergestellet werden können als in Uiberschlag zu sehen ist, daß dafür 1800 fl. angesetzet sind und diese Art Eindeckung fünf, aufs allerhöchste 600 fl. gekostet haben kann.

4to   Ist in den Contract, daß die 3 Stuffen nebst dem Postamenten der Säulen, dann die Säulen selbst mit ihren Architraven und Kapitälen, Verzierungen und Schutzwerk, endlich Zocel und die 3 Gesimse, welche die Kuppel tragen, von weißen harten Stein aus Hungarn bestimmt. Ohne den 3 Stufen der Säulen Zokeln und ihren Schaftgesimsen findet sich überall oben beschriebene Arbeit den Contract entgegen von weichen margareter Sandstein.

5to  Was endlich die Solidität oder Haltbarkeit des Gebäudes betrift, so kann diese derzeit bis auf künftiges Frühjahr mit Grunde nicht wohl beurtheilet werden, nur ist zu besorgen, daß die ungewöhnlich überhäuften Verzierungen, die sonst nur im Inneren der Gebäude und das noch viel sparsamer angewendet werden, hier der freyen Witterung so sehr ausgesetzet, von dem so geringen und sich leicht auflösenden marben Sandsteine, beständige Reparationen erscheinen werden.

Wien, den 23. November 1795     Ferd. V. Hochenberg kk . Andreas Fischer kk.

(HHStA, GDPFF, Ältere reihe, Fasz. Blau 4, Konvolut Laxenburg – Vösendorf, fol. 12 f)

Zur Reparatur am Sockel, die im Juni 1798 erfolgte, ist ebenfalls im HHStA nachzulesen: „Zu Verfertigung und Zusammenziehung deren Staffeln bei dem Tempel wurden 70 Stück breite, flache Klampfen im Gewichte 80 Pfund und in die Kuppel 1 großer, starker Lusterhaken mit einer langen Holzschrauben gemacht …“

(HHStA, HBA., Bd. 137, 43/66)

Diese „Klampfen“ sind heute noch sichtbar.

Und dort kann man ihn bewundern, den Tempel der Eintracht.