Freitag, 15. April 2016

'Altes Schloß' in Laxenburg


Das 'Alte Schloß'

 

 

 „Schon vom Marktplatze aus gewährt das hohe Springwasser und die schöne Halbrunde der Bäume, die man einen Landbusen nennen möchte, eine holde einladende Ansicht.“   
 
 So hat Josef Widemann in seinem Buch („Mahlerische Streifzüge durch die interessantesten Gegenden um Wien“, 1805) seinen ersten Eindruck vom Schloßpark beschrieben.
Leider hat man meist nur an Wochenenden das Glück, so wie Herr Widemann das "Springwasser" in Betrieb zu erleben und die hohe Wasserfontäne bewundern zu können.
 
Herr Widemann hat seinerzeit wahrscheinlich keinen Obolus zu entrichten gehabt, um den Schloßpark Laxenburg zu besuchen. Heutzutage muß man für den Besuch des Schloßpark Laxenburg "Eintrittsgebühr" berappen: Bei einer der freundlichen Damen im Kartenhäuschen bekommt man ein Ticket um wohlfeile € 2,60.- (Tarif für Erwachsene im Jahr 2018). Öffnungszeiten, sowie die aktuellen Tarife und Gebühren zum Parkbesuch, die Kosten für die Fähre zur Franzensburg, oder für eine Führung durch den Park sind auf einer der Heimseiten - Sie können auch Homepages dazu sagen - der Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft einzusehen.
 
Von diesem Brunnen aus, schräg rechts im Park, von einigen neu gepflanzten Bäumen (die einst dort befindlichen mächtigen Platanen mußten leider gefällt werden) ein wenig verdeckt, sieht man das auch heute noch das stattliche Gebäude des ‚Alten Schlosses‘, das sich seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Habsburger befindet.


Um es gleich vorweg zu nehmen, man kann lediglich durch die beiden Innenhöfe des Schlosses durchgehen. Eine Besichtigung der Innenräume ist leider nicht möglich. Nach Ausrufung der ersten Republik und zunächst wechselvoller Verwendung wurden die Räume des Schlosses zu Wohnungen umgebaut und werden auch heute noch von „bürgerlichen“ Mietern bewohnt.
 

Seit seiner Entstehung, vermutlich im 11. Jahrhundert, wurde das Gebäude in den folgenden Jahrhunderten erweitert, zerstört, wiedererrichtet und mehrfach umgebaut. Die Geschichte des „Alten Schlosses“ ist wirklich interessant. Sie in diesem Blog zu beschreiben würde aber den Rahmen deutlich sprengen. Wer wann was warum und wie an dem „Alten Schloß“ umgebaut hat, das steht in aller Ausführlichkeit in dem als „Heimatbuch“ gedachten Werk: „Laxenburg, Juwel vor den Toren Wiens“ (616 Seiten, 24x32 cm, reich illustriert, 4,5 kg,; zu beziehen im Gemeindeamt ( Rathaus) Laxenburg, oder im Museumsshop in der Franzensburg; Preis € 39.-).
 

Auch nach Ende der Monarchie (1918) erlebte das Schloß ein wechselvolles Schicksal. Im April 1919 wurde das „Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen“ erlassen, und die Verwaltung des Gebäudes an den Kriegsgeschädigtenfond übertragen. Dieser verpachtete es an eine Privatgesellschaft mit dem klingenden Namen „Société Anonyme Chateau Laxenbourg“. Ein gewisser Herr Hilfreich, der als Privatmann nebenbei auch ein Gasthaus im „Grünne Haus“ betrieb, wurde Direktor der Société.  
 
[Das Grünne Haus, das neben dem Kaiserbahnhof am Franz Josefs - Platz steht und an das IIASA (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse) vermietet ist (oder verpachtet, verkauft, oder was auch immer, jedenfalls ausschließlich von Zugehörigen des IIASA betreten werden darf) ist das ursprüngliche Palais Dittrichstein, das später im Besitz des Grafen Laudon war. 1766 wurde es von Kaiserin Maria Theresia angekauft, die es für ihre Lieblingstochter(?) Erzherzogin Marie Christine umbauen ließ.]

Finanzieller Schwierigkeiten wegen ließ Herr Hilfreich die anno 1770 rund um den Park errichtete Gartenmauer abtragen und verscherbelte sie als Baumaterial. Die Pleite der „Société“ konnte er damit aber auch nicht verhindern.

1925 übernahm neuerlich der Kriegsgeschädigtenfond die Verwaltung des Schlosses und verpachtete es an die „Schule Hellerau für Tanz und rhythmische Bewegung“. Aber auch diese geriet bald in finanzielle Nöte.

1938 wurde die Schule Hellerau wieder aufgelöst und im ‚Alten Schloß‘ wurden Wohnungen eingerichtet. Zunächst für das Militär. 1945 übernahm die russische Armee das Kommando über Laxenburg, und nachdem sie vor allem das neue Schloß, den „Blauen Hof“, gründlich verwüstet hatten, Bilder aus dieser Zeit beweisen das leider, verließen sie uns wieder 1955.

Irgendwie bin ich jetzt doch ein wenig in die Geschichte abgeschweift, dabei wollte ich lediglich erzählen, warum die Räume des Alten Schlosses nicht besichtigen werden können.

Apropos Geschichte und Geschichterln: Gerhard Dützele von Coeckelberghe (ein aus den "Österreichischen Niederlanden" stammender Beamter und Schriftsteller hat das „Lustschloß Laxenburg“ in seinem 1846 verfaßten Buch „Das k.k. Lustschloß Laxenburg, Ein Wegweiser für Einheimische und Fremde“ beschrieben. In seinem Büchlein findet sich eine recht detaillierte Schilderung eines Gewitters, bei dem offensichtlich ein Kugelblitz durch das Alte Schloß gesaust ist.

„Den 13. May 1690 hatte sich über dem kaiserl. Lustschlosse Laxenburg, als eben Kaiser Leopold I. und die Kaiserin (Kaiserin Eleonore Magdalena, Prinzessin von Pfalz-Neuburg, 3. Gemahlin Kaiser Leopold I.) zur Tafel gehen wollten, ein starkes Donnerwetter erhoben, von diesem wiewohl kalt einschlagenden Wasserstreiche verschiedene Personen in den kaiserlichen Tafelzimmer theils zu Boden geworfen, theils blessiert oder gebrannt und gestreift wurden. Hierauf zog sich der Streich in die kaiserl. Gemächer und Schlafzimmer, und ließ überall Zeichen zurück; auch wurden einige Personen im Kaiserzimmer und den Zimmern der Damen gestreift, worauf alle Speisen von der Tafel abgetragen wurden. Das wunderlichste war hierbei, daß beide Majestäten nicht das  geringste erlitten, und auch ganz furchtlos blieben. Nach Ablauf dieses Ungewitters verordnete der Kaiser für den 21. Mai eine feierliche Procession, welcher er und seine Gemalin beiwohnte.“

 

Eine Kurzfassung der Schloßhistorie finden wir auf der Heimseite der Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft:
 
„Das Alte Schloß, ursprünglich - seit dem 13. Jahrhundert - das Herz eines ausgedehnten Jagdgebietes, umgeben von einem Wassergraben und ausgestattet mit zahlreichen Nebengebäuden, bildet heute ein wichtiges Bildmotiv im Park. Nachdem das Geschlecht der Herren von „Lachsenburg" ausgestorben war, hatten die Habsburger im 14. Jahrhundert die Gesamtanlage erworben. Unter Albrecht III. wurde dieses Jagdschloß erweitert und ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts - nach einer Periode des Verfalls - hat Lodovico Burnacini (der bekannte Theaterarchitekt von Kaiser Leopold I.) die Anlage im Barockstil erneuert. Nach dem Türkeneinfall wurde dieses Gebäude 1693 wiederrichtet und um ein Geschoß erhöht.“

 


 

Wie gesagt, die Wohnräume des Schlosses sind Besuchern verschlossen. Man muß sich also damit begnügen die durchaus bemerkenswerten Sehenswürdigkeiten in den beiden Innenhöfen zu besichtigen.
 
Den einstigen Wassergraben der das Schloß umgeben hat und damit auch die Zugbrücke gibt es längst nicht mehr. Somit geht man ganz einfach durch das Haupttor in das Gebäude.


Das erinnert mich daran, daß ich unbedingt von den beiden oft erwähnten und mehrfach zitierten Gegenständen berichten sollte, die sich einst an diesem Tor befunden haben. Herr Gaheis („Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“, Wien, 1807) soll erzählen was er dort gesehen hat. 
 
Unter dem Hauptthore hängt an einem eisernen Ring ein großes Bein; die Volksage gibt es für das Rippenbein eines Riesen aus. Darunter liegt in einem Wandkorb ein eisernes mit C.K. 1629 bezeichnetes Seitengewehr, vermuthlich von eben diesen Riesen, und so schwer, daß ein starker Mann zu heben hat, um es aus der oberen Lage in die untere, und wieder hinauf zu bringen.”
 
Von dem auch bei anderen Autoren der damaligen Zeit oft erwähnten Bein und Schwert eines Riesen ist heute nichts mehr zu sehen. Durch das Haupttor gelangt man in den ersten, nicht allzu großen Innenhof.
 
Leider kann man die Schloßkapelle, die sich auf der linken Seite des Hofes befindet, nur sehr selten betreten. Im Jahre 2002 wurden die Türen der Kapelle restauriert.  Seither ist die rechte Türe meistens offen und gewährt zumindest Einblick, wenn auch ein Gittertor den Zutritt in die Kapelle verwehrt. Auf der Heimseite der Schloß Laxenburg Betriebsgesellschaft ist über die Kapelle zu lesen:

 

Schloßkapelle


 „Die Kapelle im Alten Schloss in Laxenburg wird erstmals 1332 urkundlich erwähnt. Albrecht II. (1330- 1358) ließ in einem Turm des alten Schlosses eine Kapelle einbauen. Um 1380/90 beauftragte Albrecht III. Meister Michael (Knab) von Wiener Neustadt das Schloss um einen Vorbau mit 2. Hof zu erweitern, eine neue Kapelle zu errichten (Stiftsbrief 1389) und Marmorstatuen aus der Burgkapelle auf dem (heut.) Leopoldsberg hierher zu bringen. [Errichtung der geweihten Gotischen Kapelle mit 5/8-Schluß, unter Verwendung eines älteren Turmunterbaus]. Entsprechend dieser urkundlichen Erwähnung ist die Schloßkapelle das älteste Gotteshaus Laxenburgs. Die Kapelle wurde 1755 barockisiert. An der Hoffront ist ein vermauertes gotisches Fenster in rechteckiger Maßwerkrahmung aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu sehen. Das original Quadermauerwerk wurde im Jahre 1982 freigelegt. Im Original sieht man eine dreiseitige Apsis mit hohen Strebepfeilern und Wimpergen sowie Spitzbogenfenster, wobei das mittlere zum Teil vermauert ist. Im Inneren ist die Kapelle als barockisierter flachtonnengewölbter Saalraum mit spitzbogigem Durchgang zur Vorhalle gestaltet. Die zweigeschossige Orgelempore, die seitlichen Oratorien, sowie die Stuckmarmor-verkleidung und die Grisaillmalerei am Gewölbe sind Ausprägungen der Umgestaltungen der Kapelle aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. ….“
 

Altar der Schloßkapelle



Kirchliche Feiern und Andachten, Hochzeiten, Taufen u.ä. werden auch heute noch in der Schloßkapelle abgehalten.
 

In einer Mauernische, genau gegenüber der Kapelle, befindet sich der alte Brunnen des Schlosses. Sein massiver Holzdeckel wurde stets, zumindest bis zum Jahre 2013, von einer (das nehme ich aber nur an) Bewohnerin des Schlosses mit wunderschönen (und sicher teuren)  Blumenarrangements geschmückt. Mag sein die "Schmückerin" ist verzogen, oder aber  … jedenfalls ist der Brunnendeckel seither leer ...

 

Brunnen im alten Schloß



In zahlreichen Beschreibungen wird eine Steintafel erwähnt, deren Inschrift an Friedrich III. erinnert, und in die auch dessen Monogramm mit den berühmten Buchstaben A.E.I.O.U. eingemeißelt ist.
 

 
 
Bei einer der zahlreichen Umbauten wurde die Tafel zugemauert, jedenfalls verputzt. Erst 1982 wurde sie bei Restaurierungsarbeiten wieder freigelegt. In einer Ecke im zweiten Innenhof des Schlosses können wir diese Steintafel und deren Inschrift heute wiedersehen. 

 

 

Fridericus .Tertius . Romanorum . Imperator . Semper . Augustus .  “ steht auf der Tafel.
 
Soweit die nur rudimentären Kenntnisse meines Lateins reichen, war Friedrich III. also Römischer Kaiser, als solcher „Mehrer des Reiches“ und außerdem Erzherzog von Österreich, Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain, sowie Graf von Tirol.

Und dann ist auf dieser Tafel noch der, oder einer der Wahlsprüche, die Friedrich III zugeschrieben werden eingemeißelt.

Rerum irrecuperabilium summa felicitas est oblivio“. Google und dem Internet sei Dank weiß ich, daß dieser Spruch ins Deutsche übersetzt in etwa lautet: „Das Unwiederbringliche zu vergessen ist das größte Glück“. Oder wie es die Librettisten der Johann Strauss‘ Operette „Die Fledermaus“ ausgedrückt haben: „Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist“. 
 

Die Wände der Innenhöfe waren ursprünglich mit zahlreichen Fresken bemalt. Viel ist heute davon nicht mehr zu sehen. Lediglich auf einer Seitenwand in diesen zweiten Burghof kann man einen spärlichen Rest dieser Fresken bewundern.

 

Fresko im zweiten Schloßhof



Die Internetseite „Burgen Austria“ bermerkt dazu: „Von den einst schönen Maßwerkfenstern und den Wandmalereien sind nur mehr Reste erhalten.“ Stimmt!
 
Unterhalb dieses Freskos, in einer Ecke des Innenhofs, von einem Vordach überdeckt, ist der Eingang zu Räumlichkeiten des „Film Archiv Austria“, das mit 70.000 Filmtitel die größte Filmsammlung Österreichs besitzt. Das „Film Archiv Austria“ selbst befinden sich seit 1968 auf dem Areal des ehemaligen Forstguts.
 
(Rund um das spätbarocke Forstmeisterhaus sind entsprechend klimatisierte Lager errichtet worden, darunter auch ein spezieller Zweckbau zur Unterbringung von Nitrofilmen. Neben Sammlung und Lagerung hat sich das „Film Archiv Austria“ speziell die Restaurierung und das Umkopieren dieser unersetzlichen Filmdokumente zur zentralen Aufgabe gestellt.) 

 

Filmarchiv Austria


 
Im Frühjahr 2013 war im Museum Laxenburg ein detailgetreues Modell des „Alten Schlosses“ zu bewundern. Das von Herrn Manfred Koranda während 650 Arbeitsstunden im Maßstab 1:87 gebaute Modell zeigt uns das Schloß wie es zwischen 1500 und 1750 ausgesehen haben mag.
 

Modell 'Altes Schloß'
 



Freigelegte Artefakte im ‚Alten Schloß‘

 


 
 







Die vier Sonnenuhren am ‚Alten Schloß‘

 

 


 

 
 

 

 
 


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