Mittwoch, 25. Mai 2016

Goldfischteich im Schloßpark Laxenburg


der Goldfischteich ?





Vielleicht haben Sie auf einem der an mehreren markanten Stellen aufgestellten Lage-Plänen vom Schloßpark Laxenburg die Position gelesen: „Goldfischteich“. Der Name alleine klingt schon gut und verspricht einen Teich anzutreffen, in dem sich diese wunderschönen, unterschiedlich gefärbten, roten, goldfarbigen, zumindest aber bunt gefärbten Fische aus der Spezies der Karpfenfische tummeln.



Wenn ich wieder einmal am Ufer des Teiches stehe, oder aber, was in neuerer Zeit immer öfter der Fall ist auf dem Bänkchen unter einer riesigen Blutbuche ein wenig Rast halte, dann sehe ich fast nur Wildenten herumschwimmen und, wenn ich im Frühling nahe genug am Wasser stehe, Kröten bei unterschiedlichen Betätigungen. Aber es gibt auch Fische in diesem romantischen Teich. Das kann ich bestätigen. Und mitunter, man muß halt Geduld haben und das Wasser aufmerksam beobachten, dann sind sie auch zu sehen. Die Fische. Relativ große Fische. Aber ob das Goldfische sind? Oder eher Karpfen? Ich weiß es nicht wirklich. Was Fische betrifft … kulinarisch, da kann ich ja durchaus ein wenig mitreden, aber auf zoologischen Gebiet …
Es ist schon wieder einige Zeit her, da konnte ich einige Jahre lang in der warmen Jahreszeit auch ein Laufenten-Pärchen hier beim Goldfischteich beobachten. Die hatten dort ihren bevorzugten Aufenthaltsplatz. Oft sah ich sie auf den Zugangswegen auf der Jagd nach ‚Nacktschnecken‘, doch zumeist bevorzugten sie doch die Versorgung mit mitgebrachter (nicht tierischer) Nahrung.



Goldfischteich … Ist Ihnen, ist Euch am ersten Foto dieses sonderbare, mehreckige „Postament“ im rückwärtigen Teil des Teiches aufgefallen? Ich zeig es nochmals aus der Nähe:



Das ist zwar nicht der originale Sockel auf dem einst, zur Zeit Kaiser Franz II./I. eines der „merkwürdigen“ (im Sinne von „würdig es sich zu merken“) Objekte gestanden hat: Der „Chinesische Pavillon“. Der „Unterbau“ des Chinesischen Pavillon war ein Gestell aus Holz, wie man auf der Zeichnung von Lorenz Janscha sehr gut erkennen kann.




Quelle: ‚Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien‘ Géza Hajós, Seite 176. Laurenz Janscha, „Chinesischer Pavillon in Laxenburg", um 1800; Foto H. Suck
 

Auch den Teich bezeichnete man damals als „Chinesischer Teich“. Eben wegen des kuriosen Pavillons der auf einen Sockel im Wasser stand und durch eine ‚anmutig geschwungene‘ Brücke erreichbar war. Gebaut hat diesen schrulligen Pavillon samt Brücke der Hoftischler Hanold nach Plänen des Architekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts. Wie er damals (1801) ausgesehen hat, lassen wir uns von einem Augenzeugen erzählen, von Herrn Franz de Paula Gaheis, der das Ding in seinem Buch „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ im Jahre 1801 so beschrieben hat:
 
„Von hier kamen wir an einen großen Teich, über welchen eine chinesische Brücke führt. Die Mitte der Brücke formirt einen kleinen offenen Sahl, von welchem die Aussicht über einen Teich und auf den am jenseitigen Ufer errichteten sehr niedlichen Ruhesitz geht. Wenn bey der Anwesenheit des höchsten Hofes das in Gestalt eines Fisches schön geschnitzte und herrlich bemahlte Lustschiff zugegen ist, so hat dieser See viele Ähnlichkeit mit jenem in den Gärten des chinesischen Kaisers zu Si-Hol, wie er nämlich in der Beschreibung der Gesandschaftsreise des Grafen Macartney geschildert wird. Vom Gebäude der Brücke ragen
 
Stangen empor, welche oben mit farbigen Gläsern behängt sind, die, wenn sie von Menschen oder durch den Wind bewegt werden, ein wohltönendes Glockenspiel erregen. In der oberen Einfassung sind chinesische Inschriften. Das Ganze, abermahls ein Werk des Herrn von Hochenberg, eines Künstlers im wahren Sinne des Wortes, thut eine Wirkung, die über alle Beschreibung geht. Die Tischlerarbeit ist von dem Herrn Hoftischler Hanold, und verdient, wie die übrigen Arbeiten dieses geschickten Mannes, besonders bemerkt zu werden.”
 
Die auf der Zeichnung von Laurenz Janscha noch rund um den Teich ersichtlichen Dämme wurden 1803 abgegraben, der Teich wesentlich vergrößert und zugleich der Ablaufbach angelegt. (HHStA, HAL 19, fol. 9-11, 7. August 1803, Ludwig de Traux)
 
1821 waren der Chinesische Pavillon und die Brücke laut Bericht der „Laxenburger Schloß- Bau- und Gartendirektion“ bereits stark demoliert. In dem Bericht ist zu lesen: „… Die chinesische Brücke und das Lusthaus belangend, wovon erstere bereits ganz vermodert war und daher heuer abgetragen werden mußte, das Hauptgestell der Letzteren aber, bis auf dessen äußere Bestandtheile und chinesischen Verzierungen, welche ebenfalls ganz dahin sind, doch noch in einem solchen Zustande ist, daß es noch durch mehrere Jahre ausdauern kann, ….“
Im Oktober 1822 wurde das Objekt in vereinfachter Form erneuert. Das dürfte dann auch einige Zeit Bestand gehabt haben, denn F.C. Weidmann schreibt 1853 in seinem Büchlein „Die Umgebungen Wien´s historisch – malerisch geschildert“:
 
„Jetzt ist das ganze umgestaltet. Ein geschmackvoller Aufgang führt von zwei Seiten in den sechseckigen, einfachen, aber in edlem Style hergestellten Pavillon. Er spiegelt sich in den hellen Gewässer eines klaren Teiches, mit Goldfischen und Karpfen von bedeutender Größe belebt.“
 
Heute (2016) sind lediglich die beiden gemauerten, durch Wettereinflüsse nahezu zerstörten Auflagen der ehemaligen Brücke, sowie der steinerne Sockel erhalten, auf dem einst der schlichte sechseckige, nicht mehr „chinesische“ Pavillon“ gestanden hat.


Sein Wasser bezieht der ‚Goldfischteich‘ aus dem Forstmeisterkanal, wo beim damals dort befindlichen „Fischerdörfl“ nicht nur ein künstlicher Wasserfall, sondern eben auch ein Bächlein zur Versorgung des Goldfischteichs mit Wasser angelegt wurde. Wie oben schon erwähnt wurde 1803 auch der Abflußbach angelegt, der sich eine weite Strecke durch den Park schlängelt, vorbei am „Haus der Laune“, um hinter der „Rittergruft“ in die „Schwechat“ einzumünden.



Vom Mai bis November 1873 fand im Wiener Prater die fünfte Weltausstellung statt, für die u. a. eigens die berühmte ‚Rotunde‘ errichtet wurde, die am 17. September 1937 einem Brand zum Opfer fiel. Mit dieser Weltausstellung sollte der Welt Glanz und Macht der Österreich – ungarischen Monarchie vor Augen geführt werden. Die Ausstellung wurde von ungefähr 7 Millionen Menschen besucht, darunter die  prominentesten Persönlichkeiten der damaligen Zeit (der deutsche Kaiser, der Zar von Rußland, die Könige von Belgien, Italien und Schweden u. a.). Aufgrund des Börsenkrachs vom 9. 5. 1873 (der sogenannte „Gründerkrach“) und einer gleichzeitig auftretenden Choleraepidemie erreichte sie allerdings nicht den erwarteten Erfolg und hinterließ neben großen menschlichen Leid auch ein erhebliches finanzielles Defizit.
Für Laxenburg „hinterließ“ sie allerdings ein nettes kleines Holzhäuschen. 1873 kaufte Kaiser Franz Josef von der Wiener Weltausstellung den sogenannten „Schwedischen Pavillon“. Der Kaiser ließ ihn abbauen und 1874 im Schloßpark, am Rande des Goldfischteiches wieder aufstellten. Dieser Pavillon, mitunter auch als „Norwegischer Pavillon“ bezeichnet, bestand bis 1945.

Quelle: "Laxenburg, Juwel vor den Toren Wiens", Der "Schwedische Pavillon" in Laxenburg um 1900, Gemeinde Laxenburg, Seite 228. Foto H. Suck


Dr. Weber (mit Gattin?) auf dem Sockel im Goldfischteich, vor dem "Schwedischen Pavillon"

Das obige Bild hat mir Herr Senatsrat Dr. Edwin Weber (mein leider bereits verstorbener Hausherr) überlassen.
 
Aber noch einmal z’wegen die Fisch‘:
 
Über den Fischbestand des „Karpfenteichs“ zu Mitte des 19. Jahrhunderts schreibt Gerhard Dützele von Coeckelberghe („Das k.k. Lustschloß Laxenburg“, 1846):
 
„… Wer den Karpfenteich besucht und Brotstücke hineingeworfen hat, wird alsbald die ungeheuer großen, dicken, schwerfälligen Karpfen bemerkt haben, die allmälig zum Vorschein kommen, diese Fische lassen schon ihrem Äußeren nach, durch ihre Körperfülle und die Trägheit ihrer Bewegungen  auf ein hohes Alter schließen. Und so verhält es sich auch; denn es sollen noch Thiere darin leben, die unter Maria Theresia dahin versetzt wurden. …“
 
Jetzt setz ich mich auf das Bankerl unter der riesigen Blutbuche und warte darauf, daß sich einer dieser dicken schwerfälligen Karpfen zeigen möge, der schon unter Maria Theresia dahin(ein) versetzt wurde ….  J




… und das ist der kürzeste Weg zum Goldfischteich:








Donnerstag, 12. Mai 2016

Die "Einsiedelei" im Schloßpark Laxenburg


zuerst war ... das „Monument






Die Marmor-Büste, die auf einem grauen Granitsockel steht, ist ein Werk des Bildhauers Giovanni Battista Comolli (* Valenza (Piemont), 1775; † Mailand, 1830) und sie wurde der Kaiserin Karoline Auguste, der vierten Gattin Kaiser Franz I., von der Stadt Mailand geschenkt. Errichtet wurde das Denkmal im Schloßpark Laxenburg allerdings erst im Jahre 1836, ein Jahr nach dem Tode des Kaisers. Als Standort für ein Denkmal Kaiser Franz I. stand dieser Platz allerdings schon weit früher fest.

Die „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ veröffentlichte in ihrer Ausgabe Nr. 118 bereits am 2. Oktober 1827 einen Bericht von Franz Carl Weidmann: Das Kaiserl. Königl. Lustschloß und der Park Laxenburg“. Dort schreibt Herr F.C. Weidmann:  
 
„Hat man nun auf dem angedeuteten Weg die Allee verfolgt, und die hier über den, durch den Garten strömenden Schwechatbach führende Brücke überschritten, so steht man auf einem kleinen freyen Platze, von welchem sich rechts und links Wege schlängeln. Hier findet man auf unserem Plane angedeutet: Monument Sr. Majestät. Selbes ist in diesem Augenblicke noch nicht aufgestellt, sondern wir haben es in dem Plane anticipirt. Ihre Majestät die Kaiserin haben nemlich von der Stadt Mailand eine treffliche kolossale Büste Sr. Majestät des Kaisers in carrarischem Marmor zum Geschenk erhalten, welche zur Aufstellung an dem oben erwähnten Platze bestimmt wurde, und eine neue Zierde des Parkes bilden wird.“


Ausschnitt aus Plan bei Weidmann
Auf dem Sockel der die Büste des Kaisers trägt sind Beschriftungen angebracht. Auf der Vorderseite ist zu lesen wem die Statue gewidmet ist:




… und auf der Rückseite würdigt die trauernden Witwe Caroline Auguste (vierte Gemahlin des Kaisers) die Begeisterung ihres verstorbenen Gatten für diesen Park mit den Worten:



Zum Glück brauch ich meine nur mehr in homöopathischen Dosen vorhandenen Kenntnisse der lateinischen Sprache nicht zu bemühen, denn es gab freundliche Leute, die die Beschriftung auf dem Granitsockel übersetzt haben.
 
Vorne steht also: „Franz, Kaiser von Österreich, geboren in Florenz am 12. Februar 1768, gestorben zu Wien am 2. März 1835.“
 
Und auf der Rückseite: „Dem wahrhaft weisen hochsinnigen Kaiser, welcher sich in diese, von ihm wunderbar gepflegten Gärten von den Regierungsgeschäften zu Erholung zurückzog. Er kannte die Namen und Abstammung der Pflanzen und Bäume. Sein frommer und einfacher Sinn pflegte sich an der Naturschönheit seines Aufenthaltsortes und an den ländlichen Unterhaltungen zu ergötzen. Die über seinen Tod tiefbetrübte Gemahlin Karoline Augusta“.
 
Nun bin ich ja nicht wirklich ein Freund der Monarchie. Aber… Um der Wahrheit die Ehre zu geben, mein Laxenburg wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne die Einflußnahme des Hauses Habsburg weit weniger attraktiv für Besucher aus, nun ja, aus aller Welt (und auch für mich J). Es gäbe keine Schlösser, keine Ritterburg, keine Palais und wahrscheinlich auch keine internationalen Institute (IIASA = Internationales Institut für angewandte Systemanalyse, und IACA = International Anti Corruption Academy). Vor allem aber gäbe es nicht diesen bezaubernden Schloßpark, in dem ich mehrmals in der Woche meine Runden drehen darf!
 
Und genau dieser Schloßpark ist es doch, der Besucher aus Nah und Fern hierher in dieses wunderschöne Laxenburg lockt. Manche werden vielleicht nur eine mehr, oder minder ausgedehnte Wanderung durch die faszinierende Landschaft des Schloßparks unternehmen wollen. Die meisten Besucher werden aber von zwei Attraktionen wie von einem Magnet angezogen:  Sie wollen am Schloßteich „Schifferlfahren“ und viele von ihnen wollen auch eine „Ritterburg“, die Franzensburg besichtigen.
 
Und wer hat's erfunden? Richtig! Kaiser Franz II. / I.    ß Link zu „Die Welt der Habsburger“
 
Durch einen Park wandern (sollte es überhaupt einen solchen, und wenn ja in dieser mächtigen Dimension geben), das könnten diese Besucher wahrscheinlich allemal. Aber Bootfahren auf einem Schloßteich, eine „Ritterburg“, die Franzensburg besichtigen, das könnten sie definitiv nicht. Das könnten natürlich auch wir „Hiesigen“ und unsere Nachfahren nicht, hätte es nicht diesen Kaiser Franz I. gegeben. Sowohl der große Teich, als auch die Franzensburg wurden ja unter seiner Regentschaft erdacht, geplant und auch errichtet. Wenn ich so durch den wunderschönen Schloßpark spaziere, dann frage ich mich schon mitunter: Wie würde der Schloßpark Laxenburg heute aussehen ohne die „Bauwut“ dieses Kaisers, ohne die schrulligen Ideen seiner zweiten Gattin, der Kaiserin Maria Theresia von Bourbon-Neapel, sowie ohne des Einfallsreichtums und der Tatkraft seines arbeitsamen Schloßhauptmannes, des Johann MichaelRiedl, Edler von Leuenstern?


"Das Monument", Denkmal Franz I.


Nicht alleine der Schloßteich und die Franzensburg, auch der sogenannte „Rittergau“ mit Rittergruft, Rittersäule, mit Grotte, gotischer Brücke und Turnierplatz wurden damals „erfunden“ und verwirklicht.
 
Nicht nur Franz II./I., auch Kaiserin Marie Therese, seine zweite Gemahlin, hatte ganz wesentlichen Anteil am Konzept und der Ausgestaltung des Parks. So skurrile Anlagen wie das ‚Fischerdörfl‘ am Forstmeisterkanal, die ‚Einsiedelei‘, aber auch das damals weit über die Grenzen des Landes berühmte ‚Haus der Laune‘, sollen von ihr erdacht, ihre „Erfindungen gewesen sein. Leider ist von all den kuriosen Bauten heute, mit Ausnahme der Ruine des ehemaligen Hauses der Laune, nichts mehr zu sehen.
 
Ein leereres Staatssäckel ist offensichtlich keine Besonderheit der neueren Zeit. Offenbar hatte damals auch ein Kaiser (wenn auch wegen anderer Ursachen) unter den finanziellen Nöten der Staatskasse, aber auch unter der Gemächlichkeit seines eigenen Beamtenapparates zu leiden.
 
Franz II./I. nahm also kurzerhand so etwas wie eine „Privatisierung“ vor, um seine zahlreichen baulichen Vorhaben im Schloßpark zu beschleunigen. In der „Monographie des kaiserlichen Lustschlosses Laxenburg“, von Quirin Ritter von Leitner, kann man es nachlesen:
 
„Um die Neuanlage des Parkes rascher durchführen zu können, befahl der Kaiser am 2. März 1794, die Herrschaft Laxenburg aus kaiserlichen Privatmitteln anzukaufen und dem geheimen Kammer Zahlmeister Hofrath Mayer zur künftigen Administrirung zu übergeben. Der formelle Abschluss des Kaufcontractes erfolgte erst am 2. Juli 1797. (k.k. Hofkammer Archiv)
 
Mit der speciellen Amtsführung in Laxenburg wurde vorläufig der Cassier am geheimen Kammer‑Zahlamte, Michael Riedl betraut, und derselbe später zum wirklichen Schlosshauptmann ernannt. Den Park von Laxenburg mit seinen mannichfachen Zierbauten schuf der Kaiser zum grössten Theil bereits in den beiden ersten Decennien seiner Regierung. Nicht geringer Antheil an diesen prachtvollen Schöpfungen fällt auf des Kaisers zweite Gemahlin, die schöne, lebensfrohe Kaiserin Maria Theresia. So lange sie lebte, war Laxenburg der stetige Sommeraufenthalt der allerhöchsten Herrschaft. Jedes Jahr wusste der Kaiser seine Gemahlin mit einer neuen Anlage (k. k. Oberstkämmerer Amts Registratur 1808, Nr. 1962.) oder mit neuen Verschönerungen des Gartens zu überraschen.“
 
Ein feiner, allerdings sehr bemerkenswerter Unterschied zu der heute üblichen Art etwas zu 'privatisieren' soll jedoch keinesfalls unerwähnt bleiben: Quirin Leitner schreibt weiter:
 
„Als die Bauten beendet waren, übertrug der Kaiser mittels Handschreibens an den Fürsten Trautmannsdorf vom 11. Juni 1811 das Schloss und den Park von Laxenburg, "mit Ausnahme der in der Franzensburg befindlichen Prätiosen, Wagen und sonstigen Alterthümer", wieder an den Kameral‑Aerarium zurück.“ (k. k. Obersthofmeister Amts Registratur, Patrimonial Acten 1811, Nr. 316, und Oberstkämmerer Amts Registratur 1811, Nr. 1851.)
 
An genau diesem Platz, wo heute das Monument des Kaiser Franz I. steht, befand sich einst eine der skurrilen „Erfindungen“ der Kaiserin Marie Therese: Die „Einsiedelei“. Errichtet wurde diese „Eremitage“ 1798 nach einen Entwurf des Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. In ihrer ursprünglichen Form bestand sie bis zum Jahre 1809. Damals fiel diese Staffage den siegreichen Soldaten Napoleon’s zum Opfer.


Laurenz Janscha, Einsiedelei in Laxenburg, um 1800, Geza Hajos, Der malerische Landschaftspark in Laxenburg, Seite 173, Photo H. Suck  

So also hat diese ‚Einsiedelei‘ damals, so etwa um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ausgesehen. 
 
Natürlich hauste in dieser Einsiedelei niemals wirklich ein Eremit. Auch als Ort der inneren Besinnung und des Gebetes scheint die Einsiedelei wenig geeignet gewesen zu sein, wie in diversen Beschreibungen dieser Zeit darüber zu lesen ist.
 
Wer könnte uns besser über das Aussehen und die Eigentümlichkeiten dieser Einsiedelei erzählen als ein Zeit- und Augenzeuge. Lassen wir also (wieder einmal) Franz de Paula Gaheis zu Worte kommen, der 1801 in seinen „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ diese Einsiedelei wie folgt beschrieben hat:
 
Nach Tisch gingen wir, von unserem Führer geleitet, den noch übrigen Theil des Parkes zu besehen. Wir wendeten uns links bey dem Uhlenfeldischen Gebäude hinüber. Das erste worauf wir kamen, war die Einsiedeley.

Unter einem ärmlichen Dache ruhen auf Steinfelsen 2 Einsiedler in Lebensgröße, einer in bethender, der andere in sammelnder Stellung. Auf einer Tafel lieset man die Aufschrift:


Jehova! Du bist unermessen, Und was du thust, ist wohl gethan ;
Du hast nicht deines Knechts vergessen, Hier kniet er, und bethet an.

Auch dieser als Aufschrift angebrachte bedenkungsvolle Spruch erhielt allgemeinen Beyfall:

Mensch, König der Erde, Meisterstück der Schöpfung,
Von Gottes Hand beseelt, fühle deine hohe Bestimmung.



 
Das Gebäude umschließt ein Blumen- und Pflanzengärtchen, in welchem ein starkberindeter Brunnen steht. Über dem Eingang ist die Inschrift: Beata solitudo.

Wir kamen links in die Zelle des Eremiten. Durch einen Tritt auf die Thürschwelle fährt mittels eines künstlichen Mechanismus der sitzende Einsiedler plötzlich in Lebensgröße in die Höhe. Das macht auf jene, die nicht davon präventirt sind, einen heftigen Eindruck. Das Gesicht, von Wachs gegossen, ist characteristisch gemacht, und verräht beym ersten Anblick die kunstreiche Hand des Besitzers der Kunstgallerie am rothen Thurm. Einige aus der Gesellschaft wollten sich niederlassen; alleine die Sesseln fingen zu pfeifen an, und die Sofa sank als zerbrochen abwärts. Eines schrie, das andere erschrak, die meisten lachten. Plötzlich spielt die Wanduhr die schönsten Stücke. Der Zelle gegenüber ist die Kirche des Einsiedlers, mit allen Geräthen versehen. Im Mittelzimmer ist vor dem Bild des heiligen Franciscus ein Bethschemmel. Kaum kniet man sich darauf, so springt das Bild in Gestalt zwyer Fensterflügel auseinander, und eine reizend schöne weibliche Gottheit: die Beständigkeit, mit Blumen geziert, erscheint dem erstaunten Augen. Auf einer Vase ist der Nahme Constantia zu lesen. Daß auch dieses Götterbild den gräflichen Künstler zum Schöpfer hatte, wird dem Kenner nicht entgehen. Die ganze Anlage ist ein Werk des berühmten k.k. Hof-Architecten v. Hochenberg.
 
Auch Josef Widemann beschrieb die ‚Einsiedelei‘ in seinem Büchlein „Mahlerische Steifzüge durch die interessantesten Gegenden um Wien“ im Jahre 1805 auf recht ähnliche Weise.
 
Lange konnte man also dieses kuriose Werk nicht bewundern. Erst in den späten neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts errichtet, war es 1809 durch die Franzosen Großteils zerstört, und bereits 1810 befahl Kaiser Franz I. „Die Kastanienallee beim Blauen Hof wird bis zum sogenannten Aubach [Schwechat] mit Kastanienbäumen verlängert. Auf dem Platze, wo die Einsiedelei stand, wird eine Rundung gemacht, welche mit Platanen bepflanzt wird. Von dieser Rundung aus wird eine Kommunikation mit der rückwärts schon bestehenden Hauptgartenstraße, welche zum Ritterschloß und zur gotischen Brücke führt, hergestellt. …(HHSTA, SHLB, Fasz. 12 (alt), Nr. 27/1810, 7. September 1810).

Planausschnitt "Gradkartenblatt" aus dem Jahre 1873

Wesentlich pietätvoller, dem religiösen Charakter einer Ermitage eher angemessen, wurde später unweit der Orangerie, am Hahnenbach gelegen, eine einfache, aus Holz gebaute Einsiedelei errichtet, die noch zur Zeit des ersten Weltkrieges bestanden haben soll. Der Ausschnitt aus dem „Gradkartenblatt Zone 13 Colonne XV Section c1“ aus dem Jahre 1873 zeigt den Standort der „neuen“ Einsiedelei. Man kann die Orangerie und den Verlauf des Hahnenbaches erkennen. Ein interessantes Dokument mit Details über die Wasserzufuhr zu diesem künstlich abgelegten Hahnenbach, früher auch als „Gränzbach“ bezeichnet, findet sich im Haus Hof und Staatsarchiv. (HHStA, OMeA, Kt.396, r.43/11/8 aus 1833, 4. Dezember 1833)
 
„Den Gränzbach des Laxenburger Parkes in der blauen Hof-Gartenparthie zunächst dem Wohngebäude Ihrer Majestaeten von dem Birkenhügel längst der sogenannten Hahnenwiese abwärts bis zu dessen Einmündung in den durch den Park fließenden Aubacharm zunächst der Gartenmayerey hat ungeachtet der alljährlichen Räumung fortan die Ansicht einer stehenden unreinen und der Gesundheit höchst nachtheiligen Pfütze, weil einerseits der Zufluß des Wassers, welches zur Speisung dieses Baches mittels eines hinterhalb des blauen Hofes angelegten kleinen Kanals, aus dem an den Gärtchen Ihrer Majestaet der Kaiserin vorüber fließenden Mühl- oder sogenannten Pferdeschwemmbache abgeleitet wird, zu gering ist und weil der Bach andererseits eine zu große breite und keinen gehörigen Abfall hat.
 
Seine Majestaet haben sich hierdurch bei Allerhöchst Ihrem heurigen Sommeraufenthalte in Laxenburg bewogen gefunden anzubefehlen, diesem Bache bis zum künftigen Frühjahre noch vor der Ankunft des allerhöchsten Hofes einen vermehrten Wasserzufluß und den erforderlichen Abzug zur gänzlichen Beseitigung jenes Uibelstandes zu verschaffen…“
 
Die Lösung des Problems wurde so angedacht:
 
„ … kann nur durch Zuleitung eines vermehrten Wasserzuflußes und durch eine angemessene Verengung des gedachten Gränzbaches gehörig entsprochen werden. Zur Erzielung dessen mußte das an dem blauen Hofe unterirdisch vorbeifließende Kanalwasser durch Herstellung eines gemauerten mit Bruchsteinplatten gedeckten und in dem oben erwähnten kleinen Rinnsal, mittelst welchen der Gränzbach bisher mit Wasser gespeist wurde, sich einmündenden Kanals abgeleitet und das Flußbett des Gränzbaches auf eine dem vermehrten Wasserzufluße angemessenen Breite verengt, die beidseitigen Ufer gehörig beschlächtet und gepöschet werden, …“


Ehemalige "Orangerie", jetzt Firma Lederleitner


… und dort steht das Denkmal …