Samstag, 17. September 2016

Laxenburg Gotische Brücke


Gotische Brücke 
 


 

 Über diese Steinbrücke führt der kürzeste Weg vom Parkeingang zur Franzensburg. Natürlich nur, so Besucher sich den kleinen Obolus für die Fähre ersparen möchten.
 
Die Brücke ist Bestandteil des 1799 konzipierten „Rittergaues“. Mit ihrem Bau wurde etwa 1803 begonnen. Die Fertigstellung hat sich allerdings, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, über Jahre in die Länge gezogen. 1808 wurde Kaiser Franz I. schließlich ungeduldig, denn er verfügte, unter anderem, daß die Gotische Brücke endlich fertiggestellt werden möge. Sein Schloßhauptmann, Michael Riedl von Leuenstern, hielt im Jänner dieses Jahres fest:
 
„In Ansehung der Grote, die ein Baugegenstand für mehrere Jahre ist, wäre zu wünschen, daß die Brücke zu vorderst ausgebauet werden möchte, wozu, wenn selbe nach dem Plane des H. Hofarchitekten v. Hohenberg ausgeführet werden soll, beyläufig 10.000 fl [Gulden] erforderlich seyn dürften …“
 
Im August dieses Jahres ergänze Riedl:
 
„Der Kaiser befahl nachfolgende Arbeiten noch 1808 fertigzustellen: 1. Die Gothische Brücke nach den vorgeschlagenem Plane auszubauen und das Paraper, wovon das Modell Seine Majestät aufgestellt gesehen haben, alsogleich in Arbeit zu nehmen, und zwar nach dem Kostenüberschlage zwischen 1 und 8000 f. ….“
 
Was denn ein „Paraper“ sein möge, das hab‘ ich nicht ‚ergoogeln‘ können. Ich vermute der Herr Schloßhauptmann Riedl hat vielleicht ein ‚Parapet‘, also eine Art ‚Brüstung‘ gemeint? Wie auch immer. Zu Beginn des Jahres 1809 fehlten offenbar auch noch die beiden links und rechts auf dem Geländer vorgesehenen „Trophäen“, denn Michael Riedel schrieb an seinen Chef:
 
„Der Kaiser hat dem Unterzeicher befohlen, daß die nach 5 Jahren, als zur erbauung der gothischen Brücke angefangen wurde, vorgelegten ersten Zeichnung auf dem Mittelpunkte des Geländers angetragenen 2 Trophaen, welche in Ansehung ihrer Höhe unverhältnismäßig befunden wurden, unterbleiben, dagegen aber Seine Majestät seiner Zeit eine andere Zeichnung allerunterthänigst vorgelegt werde. Da nun bis zum künftigen Frühjahr diese Brücke ganz ausgebauet seyn wird und nur noch die Trophaen auf dem Mittelpunkte des Geländers mangeln, so haben Seine Majestät, damit diese Brücke mit einemmahl ganz fertig seyn und die Baugerüste abgetragen werden können, nach der anliegenden Zeichnung die Verfertigung derselben gnädigst zu genehmigen geruhet.“ Um hohe Bestätigung wurde gebeten. Die Kostenvoranschläge wurden mit dem akad. Bildhauer Franz Käsmann behandelt.
 
Und der ‚gute Kaiser Franz‘ schrieb nur wenige Tage später: „Ich bewillige die hier in Frage stehenden Trophaen. Franz m.p“. Damit wurde das Bauwerk im Jahre 1809 endlich fertig. 


 


 

Abseits vom Thema – und jugendliche mögen sich inzwischen mit Hausaufgaben oder guter Musik beschäftigen. Wenn es nicht Mathematik, oder ein ähnlich spannendes Thema sein soll, dann empfehle ich einer großartigen Interpretation eines Liedes von den Beach Boys „God only knows“ zu lauschen. Gespielt und gesungen von … hört es euch einfach einmal an.
 
Also: Da hat es einmal in irgendeinem deutschen Sender eine der ‚beliebten‘ Frage und Antwort Sendungen gegeben. Eine dieser Fragen war damals: „Warum besuchen viele Touristen zu einer bestimmten Tageszeit die Westmister Bridge in London?“ Die Antwort darauf gab dann ein Bild: 


 


 

Ich will das nicht kommentieren. Nun gut, nicht in dieser ‚eindeutigen‘ Präzision. Ein wenig dezenter, wenn auch ebenso eindeutig … Warum denn in die Ferne schweifen, sieh‘ das ….
 
Es liegt halt so nah. In Laxenburg. Auf der Gotischen Brücke:

 



 Sehr wenige Parkbesucher werden das „Versteck“ kennen, das sich im rechten Brückenpfeiler verbirgt. Sehr wahrscheinlich diente dieser Raum ursprünglich als Aufbewahrungsort für unterschiedliches Gerät.
 
Alteingesessene Laxenburger berichten davon, daß dieser Hohlraum nach dem Krieg auch als Versteck vor den russischen Befreiern benutzt worden sei. Betreten kann man diesen Raum nicht, denn er ist mittels eines verschraubten Bretterverschlags gut verschlossen. Und für Neugierige: Der Abstieg zu dieser Stelle ist steil und tückisch! 


 


   

Uns so findet ihr die Gotische Brücke:



 

 

Donnerstag, 15. September 2016

Laxenburg Wegweiser zum Haus der Laune


Wegweiser zum Haus der Laune

 
Quelle: "Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien", Géza Hajos, Seite 183, Lorenz Janscha/Johann Ziegler, "Brücke und Weg zu dem Haus der Laune in Laxenburg", lavierte Umrissradierung um 1800, Foto H. Suck
 
„Jetzt wallete unser Zug über eine leichte Bogenbrücke auf das jenseitige Ufer des Kanals. In Kurzen stießen wir links auf eine Wachhütte, welche wie ein Argus über und über mit Augen bemahlt ist. Ein schönes Sinnbild der Wachsamkeit! rief eine aus der Gesellschaft aus. Oder vielmehr der Schläfrigkeit des Wächters, sagte ein anderer, indem die Hütte statt seiner sehen muß. Sie ist rund herum, statt der Ketten, mit Aepfel, eingefaßt, die an dicken Spargelstengel herabhängen. Zu oberst ist statt der Fama eine weibliche Figur mit sternbesähtem Kleide und einem Geisbockkopfe zu sehen. In der Linken hält sie einen Besen, in der Rechten ein Hirtenrohr, mit welchem sie zu blasen scheint. An der Mündung hängt ein Schild mit der Aufschrift: Weg zum Haus der Laune."
 
So beschrieb Franz de Paula Gaheis in seinen „Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien“ aus den Jahren 1801, 1804 und 1807 nicht nur den Weg zu dieser längst nicht mehr existierenden „Wachthütte“, sondern auch diese selbst. Herr Gaheis erwähnt auch, daß er diese ‚Wachhütte‘ für „ein Meisterstück komisch-allegorischer Dichtung“ und „ein Werk, deßgleichen Europa nicht aufzuweisen hat“ halte.
 
Man munkelt dieser kuriose ‚Wegweiser‘ zum ‚Haus der Laune‘ wie auch dieses selbst soll von der zweiten Gemahlin Kaiser Franz II./I., der Kaiserin Maria Therese, Prinzessin beider Sizilien, erdacht worden sein. Erbaut hat es jedenfalls der k.k. Hofarchitekt Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg in den späten 90’er Jahren des 18. Jahrhunderts.
 
Die Frage stellt sich natürlich, zumindest für mich, wo sich denn dieses Objekt befunden haben mag. Da neue Brücken entstanden, andere inzwischen nicht mehr existieren, da Wege heute anders angelegt sind als sie Herr Gaheis seinerzeit vorgefunden hat, ist die Frage nicht so leicht zu beantworten.

In der Zeichnung von Lorenz Janscha und Johann Ziegler ist zu erkennen, daß sich die Brücke oberhalb eines offensichtlichen Zusammenflusses zweier Bäche befunden hat. 
 
Ein Plan aus dieser Zeit hilft uns weiter. Er stammt von einem Oberleutnant Czollitz und nennt sich „Aufnahms - Brouillon vom Jahre 1803“. In dem kleinen Ausschnitt kann man den Weg den Herr Gaheis genommen hat sehr gut nachvollziehen.


 





 Deutlich erkennbar sind die beiden Wasserläufe, deren Zusammenfluß und eine Brücke die sich über den ‚unteren‘ Bach (die Schwechat) spannt. Auch das „Haus der Laune“ ist, als rote, kreuzförmige Markierung eindeutig zu erkennen. An etwa der Stelle, die ich mit einem Pfeil markiert habe, muß sich demnach, folgt man der Beschreibung des Herrn Gaheis, dieses seltsame „Wachthaus“ befunden haben.
 
Heute sind sowohl die Wege, als auch die Brücke an anderer Stelle. Der Zusammenfluß der beiden Bäche ist aber immer noch vorhanden und – wenn der Bach an dieser Stelle zufällig von angeschwemmten Astwerk und Müll befreit ist – ist er ein besonders reizvoller Anblick. 






Laxenburg und AHA



„AHA – Graben“, was ist das?




Wie im Kapitel „Altes Schloß“ bereits erwähnt, hat ein gewisser Herr Hilfreich, damals Direktor der „Société Anonyme Chateau Laxenbourg“, die im Jahre 1770 rund um den Park gebaute Mauer abreißen lassen und sie als Baumaterial verkauft. Er wollte mit dieser Aktion die Pleite der Société verhindern, was ihm allerdings nicht gelungen ist. 

Géza Hajós schreibt in seinem Buch „Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien“ auf Seite 291 über „Die Einfriedung“ zu dieser Mauer:  

„Da die Sichtbeziehung mit der umliegenden Landschaft stets als Bestandteil des Parkerlebnisses betrachtet wurde, hatte man ihn [den Park] seit der josephinischen Parkerweiterung mit einer Pappelallee und einem ‚gemauerten Graben‘, den sog. AHA-Graben (unpassierbare Vertiefung als Element der optischen Verbindung zwischen Park und Landschaft) umgeben. Er wurde immer wieder renoviert. Das letzte Mal laut Protokoll „Herstellung der Baufälligen Futtermauer entlang des Parkgrabens“. Diese von den neuen Stallungen bis zum so genannten Parapluie sich hinziehende ‚Scarpmauer‘ an der Laxenburger-Münchendorfer-Hofstraße ist in ihrer ganzen Länge von 1300 m schadhaft, das Steinmaterial verwittert und stellenweise ganz demoliert.“ (1892). Von außerordentlichen Herstellungen hören wir aus dem Jahr 1893. Von einer Herstellung der baufälligen Futtermauer entlang des Parkgrabens im Jahre 1894 (verteilt auf sechs Jahre) wird auch berichtet.

Ein Mauerrest auf der Westseite der Straße ist noch erhalten. Die Verbauungen im 20. Jahrhundert veränderten und verstellten größtenteils auch die Sichtachsen. An Stelle der Allee führt jetzt die Straße nach Münchendorf. Der Park ist an dieser Seite durch Maschendrahtgitter eingefriedet. Entlang der Südseite begrenzt ein seichter Graben das Areal, das Ufer ist auf der ganzen Länge mehr oder weniger dicht bewachsen. Die gleiche Situation findet sich entlang der nordöstlichen und östlichen Seite, wo der Hanabach und die Schwechat den Park begrenzen.“

Herr Géza Hajós wird es mir verzeihen. Mit dem Hinweis „unpassierbare Vertiefung als Element der optischen Verbindung zwischen Park und Landschaft“ kann ich nicht viel anfangen.

Also bin ich auf die Suche nach ‚AHA-Graben‘ im Internet gegangen. Ich hab‘ „gegoogelt“ und bin letztendlich bei Wikipedia fündig geworden: Ein Ha-Ha oder Aha ist ein Gestaltungsmittel der Gartenkunst. Der Ha-Ha ersetzt eine sichtbare Parkmauer oder einen Zaun. Er ist als trockener, deutlich unter dem Geländeniveau liegender, tiefer Graben mit steilen Böschungen oder als in einem Graben stehende, einseitig das Erdreich abstützende oder auch frei stehende Mauer (doppelter Ha-Ha) ausgeführt.“

Ein Bild sagt einfach mehr als tausend Worte und dieses Bild aus dem Internet (Wikimedia Commons, Autor: Graham Bould), es zeigt ein „doppelseitiges Ha-Ha (auch AHA genannt) in Melford Hall, Suffolk, United Kingdom, erklärte mir anschaulich was gemeint ist:


 

 
 
Eine Mauer, ohne besondere Hilfsmittel nicht sehr einfach zu übersteigen, steht in einem Graben. Durch die spezielle Plazierung ist das Gemäuer erst zu sehen, wenn man dem Graben sehr nahe gekommen ist. Tiere und andere ungebetene Gäste werden zuverlässig vom Betreten des Areals abgehalten, während der freien Blick in die Landschaft nahezu ungehindert erhalten bleibt und genossen werden kann. Einfach und genial.

Herr Géza Hajós hat es schon erwähnt: diese ‚Scarpmauer‘ befand sich früher entlang der heutigen Münchendorferstraße. Etwa ab den Stallungen bis zur „Pulverstampfkurve“, wo einst auch das „Parapluie“ gestanden hat.

Wie sehr diese Zeit auf romantisch freie Sichten Wert legte beweisen nicht nur die zahlreichen Parkbeschreibungen. Gerhard Dützele von Coeckelberghe fügte seinem Büchlein „Das k.k. Lustschloß Laxenburg“ aus dem Jahre 1846 einen Plan bei, der das recht deutlich macht.





Um freie Sicht auf das in der Ferne liegende Wesentliche zu ermöglichen wurde offensichtlich sogar auf die naheliegende Kontinuität der Baumallee verzichtet und diese an relevanten Stellen einfach unterbrochen.

„Ein Mauerrest auf der Westseite der Straße ist noch erhalten.“ Schreibt Herr Géza Hajós. Ich hab‘ diesen Mauerrest leider nicht gefunden. Allerdings betrete ich, ohne Not, auch nicht unbefugt abgesperrtes Areal (ehemaliger Campingplatz). An anderer Stelle war mir der Zugang (dank „Ursprung 2010“, einem Jamboree der Pfadfinder Österreichs im Schloßpark Laxenburg) für kurze Zeit jedoch ermöglicht. Ein Brückensteg über die ehemalige „Schwimmschulbrücke“ machte es möglich. Übrigens, nach 1934, 1961, 1990 und 2010 gab’s auch 2016 wieder ein Jamboree der ‚Pfaderer‘ im Schloßpark Laxenburg: Das „Pinakarri“.

Ob das wohl ein Teil der AHA - Gräben war?